Mittwoch, 13. April 2016

Kirschblüten-Hanami: cherry cracy

Oh je, sieht aus, als wäre ich während der Ferien richtig faul gewesen, so gut wie nichts geschrieben... Dann ist es ja gut, dass diese Woche mein letztes Trimester angefangen hat und ich wieder eine Ablenkung von der Uni brauche :D
Ich erspare euch weitere Urlaubsberichte, sondern schreibe diesmal über ein ziemlich japanisches Event: Kirschblüten-Hanami.

Bildergebnis für gullideckel tokyo
Gullideckel in Tokyo 
Zuerst der sachliche Teil: Ich glaube, ich hatte mal im Kyoto-Bericht erwähnt, dass während ich da war, unheimlich viel los war, weil die Zeit der Blätterfärbung war und plötzlich alle Japaner rumreisten. Es gibt über das Jahr verteilt verschiedene Traditionen, in denen mit den Jahreszeiten verbundene Wechsel in der Natur zelebriert werden, neben der Blätterfärbung im Herbst gehört die Kirschblüte im Frühling dazu. Die Kirschblüte ist eines der Symbole in der japanischen Kultur, wegen ihrer Schönheit, aber auch ihrer relativ kurzen Blütendauer, steht sie sowohl für den Aufbruch/ Frühlingsbeginn als auch für Vergänglichkeit. Sakura ist die offizielle Blume der Stadt Tokyo, u.a. zu erkennen daran, dass sie auf Gullideckeln und an Polizeiuniformen angebracht ist.

Jetzt der verrückte sachliche Teil: Die Kirschblüte dauert ungefähr 1 1/2 Wochen, im Süden von Japan beginnt sie und "wandert" dann weiter nach Norden, also von der Insel Kyushu bis Hokkaido. Die meisten Japaner haben sehr wenige Urlaubstage und müssen sich, um an einem Hanami teilnehmen zu können, frei nehmen. Deswegen gibt es einen "Sakura-Report" in Japan, in dem die Blüte der Sakura vorhergesagt und eine "Sakura-Front" simuliert wird. Außerdem gibt es, sobald die ersten Bäume blühen, Livestreams und TV-Shows. Und dann bricht die Hölle los.

Ich war gerade aus dem Urlaub wieder da, als in Tokyo die Kirschblüte begann. Und ich hatte das Gefühl, als wären alle Japaner und Touristen, die ich in Kyoto zurückgelassen hatte, mit mir zurück gereist. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es so etwas wie Sakura-Pilger geben muss, anders kann ich mir die Menschenmassen nicht erklären. Allerdings habe ich die Kirschblüte selber unterschätzt. Vor der Kirschblüte dachte ich: "Ja, das wird sicherlich ganz nett. Ein paar hübsche Bäume, nett anzusehen, einen Kirschbaum hatten wir auch im Garten, hat mir ganz gut gefallen..."

Überschaubare Anzahl von Kirschblüten.
Was ich nicht bedacht hatte: Gefühlt halb Japan ist mit Kirschbäumen gewachsen! Es gibt Parks, die nur(!) mit Kirschbäumen bepflanzt sind. Da stehen dann nicht ein, oder zwei, oder vielleicht auch fünf Bäume nebeneinander, sondern über Hundert! Und sie blühen (fast) alle gleichzeitig! Und sind einfach nur schön, und überall: Entlang von Flüssen, an Straßen, auf meinem Campus, mitten in der Pampa, überall! Mittlerweile sind alle Kirschen verblüht, und obwohl Tokyo noch voller war als sonst, hätte ich die Kirschbäume am liebsten in der Zeit eingefroren... Die Hanami-Zeit war die Zeit, in der ich mir am meisten gewünscht habe, Leute rüber beamen zu können. Ich habe Parks und Orte gesehen, die so schön waren, dass ich fast geheult hätte (ersatzhalber habe ich geflucht, was hier zum Glück nur wenige Leute verstehen), die ich euch unheimlich gerne gezeigt hätte und die hoffentlich für immer in mein Gedächtnis eingebrannt sind. Gott nochmal, Emotionen runterschrauben, bitte. Bilder werden dem Spektakel nicht wirklich gerecht, aber sind wahrscheinlich doch besser zur Anschauung als meine Aufsätze.

1.000.000.000 Kirschblüten? Hauptstraße meines Campus :)
Menschenmassen im Yoyogi-Park. Wunderbare Vorlage für Wimmelbilder, aber 16+ wegen Alkoholverzehrs und seltsamen Gesängen. 

Kirschblüten an einem Fluss, dessen Namen ich vergessen habe.




Dienstag, 22. März 2016

Ferien - die Fortsetzung in Taiwan

Ich merke gerade, dass der letzte Eintrag schon wieder eine Weile her ist. Kaum hat man Ferien, schon wird man faul. Wobei meine Ferien jetzt schon zur Hälfte rum ist. Momentan habe ich übrigens Besuch aus Deutschland, morgen brechen wir zusammen nach Kyoto auf (ich werde taktisch alles vorschlagen, was ich noch nicht gesehen habe) und fahren mit dem Shinkansen.

Jetzt aber erstmal zu der Reise, die ich schon hinter mir habe. Ich war für eine knappe Woche mit Tasha und Emily in Taiwan. Kurz zusammengefasst: Super Urlaub - warm, billiges und leckeres Essen, tolle Natur und unheimlich nette Menschen. Und nochmal ganz anders als Japan, rundum anders, sowohl Land als Leute. Wir sind zu dritt rumgereist, ich versuche, euch mal einen kleinen Überblick zu verschaffen.

1. Taipei

An unserem Ankunftstag sind wir abends auf den Taipei 101 gefahren. Über 300m per Aufzug in unter einer Minute, danach hatte ich eine Zeit lang Ohrpfeifen. Es war wirklich beeindruckend, auf die Stadt herunter zu schauen, die Unterschiede zu Tokyo konnte man von oben nicht so klar raus sehen. Wir hatten ziemlich viel Spaß zu versuchen, gute Bilder mit dem Turm im Hintergrund zu machen, hat leider überhaupt nicht geklappt, aber unten seht ihr unsere Anstrengungen :)


An Tag 2 haben wir morgens zunächst einen der Haupttempel in Taipei besucht. Nach dem chinesischen Kalender ist jetzt das Jahr des Affen, deswegen standen auf dem Gelände riesige Affenstatuen aus Pappmache. Ein etwas gewöhnungsbedürftiger Anblick, allerdings fügten sich die Affen zumindest farblich perfekt in die Umgebung ein, die war nämlich knallbunt - aber auf eine sehr schöne, gar nicht kitschige Art und Weise
Eingangstor mit Affenstatuen
Detail aus der Dachverkleidung

Nachmittags sind wir dann weiter zu einem Dorf außerhalb von Taipei gefahren, dass in den 90ern mehrere Filme inspiriert hat. Ein ziemlich bekanntes japanisches Drama (Name ironischerweise vergessen) und den Ghibli-Film Chihiros Reise ins Zauberland. Das Dorf lag an einem Berghang mit Meerblick und als abends dann die Lampions in den Gassen angingen, konnte ich mir sehr gut vorstellen, warum so ein Ort Regisseure und Drehbuchautoren anregt.




2. Woanders in Taiwan

Der zweite Teil der Reise (extrem schlechtes Ortsnamengedächtnis, entschuldigt bitte) führte uns dann in den Osten und Westen von Taiwan und stand ganz im Zeichen der Natur. Wir haben mehrere Naturparks besichtigt und ich habe eine große Vielzahl von Pflanzen und Tieren gesehen, die ich vorher nie in freier Natur gesehen habe (Wilde Affen! Außerdem an dieser Stelle liebe Grüße an alle LÖKs und Botaniker ;) ) Weil ich das wirklich nicht mit Worten beschreiben kann, folgt hier abermals eine Fotokaskade; ich hoffe, ihr verzeiht mir meinen Bildersturm.
Mondscheinsee



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Donnerstag, 3. März 2016

お休み! Ferien - Onsen und Piratenschiffe in Hakone



Das Positiv an der stressigen Klausurphase an der ICU - quetsche 3 Prüfungen und die Abgabe von 2 Essays/Projekten in eine Woche - ist, dass danach 5 Wochen lang Ruhe ist. Keine Uni, keine Hausarbeiten, nur Langeweile...
Oder Urlaub! 2 Tage nach meiner letzten Prüfung bin ich mit Niki, Emily, Ely und Tasha aus Tokyo raus nach Hakone gefahren. Hakone liegt in einer bergigen Gegend, die die Vorläufer des Fuji sind. Außerdem gibt es einige Vulkane, die zwar - momentan - nicht ausbrechen, aber aktiv sind. Wir konnten eine der Drahtseilbahnen auf einen Berg nicht benutzen, weil der Vulkan aktiv war.
Japanische Piraten auf dem Ashi-See. Musikalische Untermalung: Pirates of the Caribean gesummt von Tasha
Glücklicherweise waren wir faul und wollten nicht Bergsteigen, sondern Bootfahren. Und das geht auf dem Ashi-See ganz gut. Wir hatten am ersten Tag leider ziemlich schlechtes Wetter, sodass unser Ausflug fast ins Wasser gefallen wäre. Aber wir wollten nicht zurück fahren, ohne irgendetwas gesehen zu haben, deswegen haben wir uns dann wenigstens noch die Tempelanlage angeschaut.

Eines von zwei tori Japans, das im Wasser steht. Hat bei dem Regen auch keinen Unterschied gemacht.
Blödes Wetter. Der Tempel war trotzdem ganz hübsch.
Am nächten Tag hat uns die Sonne dann so sehr angelacht, dass wir beschlossen, nochmal zum See zu fahren und uns die Umgebung mal bei Sonnenlicht anzusehen. Hat sich auf jeden Fall gelohnt:
Der große weiße Berg im Hintergrund ist der Fuji.
Neben dem Ashi-See mit Blick auf den Fuji ist Hakone bekannt für seine heißen Schwefelwasser-Quellen. Unser Gästehaus hatte eine eigene heiße Quelle, was wir gründlich ausgenutzt haben, aber wir sind am zweiten Tag dann noch in einen Wasserpark gefahren. Neben dem Schwefelwasser haben wir unter anderem gebadet in:
Wein. Roch und schmeckte schlecht.
Alle anderen Bilder sind nicht jugendfrei. Deswegen gibt es hier jetzt noch ein paar Bilder, die euch hoffentlich weiterbilden, fotografiert im Hakone-Open-Air-Museum:

Liegender Kopf.
Ein Turm mit bunter Glaswand.
Interpretieren müsst ihr die Kunst selber. Ich bin kein großer Fan von moderner Kunst, einige Kunstwerke haben mir gefallen (z.B. die da oben), andere wiederum habe ich überhaupt nicht verstanden. Aber das Open-Air-Museum an sich lag so toll, dass man auch nur für den Besuch des Parkes Eintritt hätte zahlen können.

Das war also mein erster Urlaub in den Frühlingsferien. Ab morgen bin ich wieder weg, nächster Eintrag in ca. 2 Wochen!













Dienstag, 16. Februar 2016

Rückblick auf die erste Halbzeit

Als ich  das letzte Mal gepostet habe, war gerade die erste Halbzeit vorbei. Momentan befinde ich mich wieder in einer Prüfungsphase, also nicht wirklich in der Halbzeitpause, sondern eher in einer Verlängerung, was ziemlich anstrengend ist. Also erwartet bitte keine literarischen Höchstleistungen von mir - oder das, was sonst mein schriftstellerisches Niveau ist...
Um Kräfte für den Endspurt zu sammeln, gibt es hier deshalb nochmal eine Fotosammlung von Ereignissen, über die ich bisher wenig oder nichts berichtet habe. Beim nächsten Mal dann wieder mehr Text, がんばれ。
Erste Woche: 2 Stunden warten im Fahrradladen, bevor wir unsere Fahrräder mitnehmen durften...
Aktuell: Tragödie am Valentinstag

Chinatown in Yokohama - am besten gefallen haben mir die Gruppen japanischer Touristen :)
Architektonisches Highlight in Asakusa - die goldene Sch***...Flamme
Mein verzweifelter Versuch, Instant-nudeln und Toast zu einer vernünftigen Mahlzeit zu kombinieren
Unser Dodgeball-Team beim Schoolfestival - gekämpft wurde um Eiskreme

Treffen mit dem deutschen Botschafter: Um mehr "Deutsche" im Bild zu haben, wurde der russische Student neben mir dazugebeten. Fairerweise muss man sagen, dass er in Berlin studiert.



Montag, 1. Februar 2016

Tokyo 高くない (takakunai: nicht teuer)

Was mir gerade klar geworden ist: Ich habe Halbzeit. Seit 5 Monaten bin ich hier, ungefähr 5 Monate bleibe ich noch...
Bis jetzt hatte ich ziemlich viel Spaß und habe einiges erlebt, obwohl ich gehofft hatte, vielleicht etwas mehr außerhalb von Tokyo zu sehen. Aber da spielen 2 Dinge nicht mit: Zeit und Geld.
Der Blog vermittelt vielleicht ab und zu einen anderen Eindruck, aber ich bin auch hier Studentin und verbringe einen Großteil meiner Zeit leider nicht mir rumreisen, sondern mit Lernen (traurig aber wahr). Außerdem ist Japan teuer... Ich müsste zum Ende des Jahres mal ausrechnen, was ich so durchschnittlich ausgegeben habe, aber ich bin mir sicher, dass es um einiges mehr ist als in Münster.

Aber nur zum Studieren bin ich auch nicht hier, deswegen dachte ich, ich spiele Reiseführer und stelle ein paar Dinge vor, die man billig und ohne weite Anreise in Tokyo erleben kann. Die Stadt ist schließlich groß genug :)

Womit wir dann schon beim ersten Punkt wären: Wer mal einen Eindruck davon gewinnen will, wie groß Tokyo ist, sollte sich die Stadt von oben anschauen. Dafür gibt es zahlreiche Möglichkeiten, u.a. den Skytree, einer der höchsten Türme der Welt, aber der Aufzug ist leider etwas teuer. Als Alternative bietet sich das Metropolitan Government Building in Shinjuku an. Im 45. Stock gibt es eine Aussichtsplattform, Nutzung ist kostenlos, und man kann bis in den späten Abend hinein die Aussicht genießen. 

Andere Attraktionen, die meistens kostenlos sind (bisher habe ich nie gezahlt, will aber nicht ausschließen, dass man das bei manchen muss), sind Tempel. Davon gibt es hier in Tokyo eine Menge, in allen möglichen Größen und Baustilen. Senso-ji/Asakusa, Meiji, Jindaiji, Tennoji, Yasukuni,... die Liste lässt sich ewig weiterführen. Um den Tempeln gerecht zu werden, müsste ich zu jedem einen Eintrag mit Fotos schreiben, woraus ich aber keine Lust habe. Deswegen kriegt ihr hier ein paar Fotos, die ihr zu Vergleichszwecken anschauen könnt und ihr könnt mir dann ja schreiben, welcher euch am besten gefallen hat ;)
Jindai-ji: gegründet im 8.Jh., damit einer der ältesten Tempel Tokyos und nahe meiner Uni
Senso-ji: Tokyos ältester buddhistischer Tempel, eine der Hauptattraktionen der Stadt
Yasukuni: erbaut zu Ehren gefallener Soldaten, löst regelmäßig politische Debatten in Japan aus. Einlesen in das Thema lohnt sich für alle, die sich für den Zusammenhang von Geschichte und Politik interessieren. Einfach googeln.
Es gibt noch viele andere Orte, die man in Tokyo besuchen kann. Ich wünschte, ich könnte euch rüber beamen und euch das alles vor Ort zeigen. Die Hälfte der Zeit liegt noch vor mir, ich bin sicher, am Ende komme ich mit vielen Geschichten und Fotos zurück :) Und mit diesen Worten und einem Bild aus dem Park des kaiserlichen Palastes verabschiede ich mich für heute.