Montag, 30. Mai 2016

Rainy Blues

3 Wochen kein Blogeintrag und ich habe absolut keine Entschuldigung. Nichts ist zwischen mich und den Computer gekommen - außer vielleicht das (Uni-) Leben. Es sind lauter Kleinigkeiten passiert, die mich vom Schreiben abgehalten haben - ein paar breite ich hier einfach mal aus; ihr könnt selbst entscheiden, ob sie als Ablenkung taugen, oder nicht.

1. Fünfte Jahreszeit: Regen-Saison

Tempelwächter im Regen
Bis Mitte letzter Woche hatten wir konstant gutes Wetter: Sonne, Temperaturen 20°C+, alles in allem richtig sommerlich. Die Luftfeuchtigkeit war etwas ätzend, besonders, da unsere Klimaanlagen erst am 10. Juni eingeschaltet werden. Der Grund dafür: Irgendwann in den 60ern oder 70ern haben Studenten mit ICU ausgehandelt, dass sie weniger Miete zahlen, und dafür die Klimaanlagen später eingeschaltet werde.
Wie auch immer. Seit Mitte letzter Woche war jeder zweite Tag ein Regentag. Und das wird voraussichtlich die nächsten 4-5 Wochen so bleiben. Denn - juhu - in Japan regnet es anfangs des Sommers noch mehr als in Münster und Westfalen, hier ist tatsächlich für die Dauer eines bis 1 1/2 Monaten jeder zweite Tag ein Regentag. Also werde ich den Großteil meiner letzten Wochen im Nassen verbringen. Bin ich aus Münster zwar gewohnt, aber ein bisschen schade ist es schon. Hoffen wir, dass der diesjährige Sommer nicht total in Wasser fällt (Ok, schlechter Witz, ihr dürft mich mental hauen)...

2. Uni

Muss ich das wirklich erklären? Ich bin Student. Ich gehe zur Uni. Ich belege Kurse, mache Hausaufgaben (meistens) und arbeite an Projekten. Momentan recherchiere ich für eine Hausarbeit über Archäologie auf dem ICU-Campus. Wirlich interessant: Musashino ist berühmt für seine Jomon Ausgrabungen, Menschen haben hier schon vor über 25.000 Jahren gelebt. Letzte Woche war ich auf der Ausgrabung auf dem Campus, der Professor hat uns Jahrtausende alte Töpfereien und Feuerstellen gezeigt! Achja, auf der Ausgrabung werde ich sicherlich noch häufiger vorbei schauen. Am liebsten würde ich jetzt einen weiteren Geschichtsvortrag halten, aber ich glaube, dass würde den ein oder anderen nur abschrecken. Deshalb nur ein Bild, damit ihr euch ungefähr vorstellen könnt, wie die Töpferei aussieht, die hier buchstäblich unter meinem Wohnheim vergraben liegt.


3. Global House/Sekai Boyz


Ich habe mich in der letzten Woche etwas mit ein paar Mitgliedern aus der Global House internen Fußballmannschaft überworfen, nachdem ein anderer OYR effektiv aus dem Team gemobbt wurde. Ich behaupte einfach mal ganz dreist von mir selber, dass ich generell gut mit Menschen zurecht komme und eine relativ große Toleranz für menschliches Verhalten haben. Wenn mein Lautstärkepegel während einer Auseinandersetzung in die Nähe des Schreiens geht, bedeutet das, dass mich etwas ziemlich aufregt.
Details möchte ich hier nicht schreiben, aber die Auseinandersetzung hängt damit zusammen, dass es auch in Global House - anders als behauptet - eine Hierarchie unter den Bewohnern gibt. Ältere Studenten sind meistens weiter oben in der Hierarchie angesiedelt, April-Studenten sind wesentlich besser angesehen als Studenten, die im September zu Studieren anfangen. OYRs sind in der - angeblich nicht vorhandenen - Hierarchie unten angesiedelt; auf uns muss keiner hören, wenn uns etwas nicht passt, weil wir ja eh in einem Jahr wieder weg sind. Es ist nicht so, dass ich mich mit den Japanischen Studenten im Wohnheim nicht verstehe, aber befreundet bin ich - zumindest im Wohnheim - nur mit OYRs und Studenten, die aus dem Ausland kommen. Also mit all jenen Leuten, die die Regeln in Global oft bescheuert finden.
Ich könnte das ganze weiter ausführen, aber das würde wirklich zu weit gehen. Als kurzes Fazit: Ich wohne meistens gerne in Global House, weil ich hier gute Freunde gefunden habe. Aber aus welchen Gründen auch immer gelingt die Integration der OYRs kaum oder auch gar nicht (das geht dem Großteil der OYRs so). Wenn den Blog jemand lesen sollte, der an der ICU studieren möchte:
Ich rate von einem Studium an der ICU absolut nicht ab. Es gibt viele interessante Kurse und man lernt tolle Leute und nette Menschen kennen. Aber zieht nicht in eines der Wohnheime auf dem Campus. Probleme wie in Global gibt es in den anderen Wohnheimen auch. Und auch, wenn ich insgesamt gut zurecht komme, weiterempfehlen kann ich Global nach dieser und anderen Aktionen nicht mehr.

Sonntag, 8. Mai 2016

Ibaraki-Kurztrip: Ramen, Wassertor und Flowerpower

Zusammen mit Ely und Niki war ich während der Golden Week für 3 Tage in der Präfektur Ibaraki unterwegs. Die liegt nördlich von Tokyo und ist mit dem Zug gut zu erreichen, sodass wir während der 3 Tage einiges erleben konnten.

Roter Busch (fragt Löks), im Hintergrund das Tokugawa Haus
Die erste Sehenswürdigkeit, die wir in Mito besichtig haben, war der Park Kairaku-en, der zu den 3 berühmten Gärten Japans gehört (was wir erst herausgefunden haben, als wir schon drin waren). Bekannt ist er v.a. für seine Pflaumenblüte, die schon lange vorbei ist; allerdings ist der Park insgesamt so groß und hat verschiedene Attraktionen, dass sich der Besuch auf jeden Fall gelohnt hat. Unter anderem findet man dort eine Quelle, deren Wasser angeblich Augenleiden heilt (wir 3 haben alle sehr viel davon getrunken, leider nichts passiert), diese hübschen roten Büsche und ein Haus, dass einer der Tokugawa Shogune (Nummer 8?) gebaut hat und in dem wohl irgendwann mal ein Kaiser übernachtet hat.

Danach sind wir durch Zufall in ein Ramen-Festival gelaufen (Ramen sind Nudeln in Suppe mit verschiedenen Toppings) und wurden von einem Orga-Team interviewt, weil wir offensichtlich (bis auf Ely) Ausländer waren und das eine super Werbung für das Fest war. Insgesamt sind insbesondere Niki und ich in den 3 Tagen so oft angestarrt wurden, dass es zwischendurch echt unheimlich wurde. Ausländer sind in den großen Städten normal, in Ibaraki aber wohl noch nicht.

Am zweiten Tag sind wir nach Oarai (wörtl. übersetzt große Wäsche?!) gefahren. Oarai liegt am Meer und ist daher u.a. für seine Meeresfrüchte und Fischgerichte, den Strand und ein Torii direkt am Wasser bekannt. Wir hatten ziemlich viel Spaß dabei, die unterschiedlichen Meeresviecher zu probieren, auch wenn wir teilweise keine Ahnung hatten, wie lange die auf den Grill sollten (Wie lange kocht man Muscheln? Und ist wirklich der ganze Fisch essbar?) Den Rest des Tages sind wir am Strand rumgelaufen und haben seeeehr viele Fotos von dem Torii gemacht, mehr war in Oarai aber auch nicht los.
Essen?

 Am letzten Tag sind wir zum Hitachi Seaside Park gefahren, da vor allem Niki unbedingt die Nemophila (richtig so?) sehen wollte, für die der Park im Frühling bekannt ist. Was soll ich sagen: Die Blumen haben geblüht, waren wirklich sehr schön, und Tulpen mit kleiner Windmühle im Hollandstil gab es auch. Seht selbst: